1. Home
  2. Presse
  3. IW-Nachrichten
  4. Schwarze Null statt roter Rente
„Sozialpaket“ und Lebensleistungsrente IW-Nachricht 22. März 2016

Schwarze Null statt roter Rente

Die Steuerquellen sprudeln und das Mehr an Einnahmen soll auch den Rentnern zugutekommen. Doch statt den Steuer- und Beitragszahlern neue Ausgaben aufzubürden, sollte die Regierung die Staatsfinanzen lieber solide führen. Denn eine Rente auf Pump beeinträchtigt vor allem die Beschäftigungs- und Einkommenschancen der jungen Generation

Sprudelnde Steuerquellen können durchaus Anlass zur Sorge geben. Denn was den Finanzminister freut, weckt die Ausgabenwünsche seiner Kabinettskollegen. Aus Sicht der Steuer- und Beitragszahler liegt genau hier die Crux – denn manches, was heute finanzierbar erscheint, landet morgen auf den Schultern der jüngeren Generationen.

Nach diesem Muster ist auch das neueste Koalitionsprojekt gestrickt, das „Sozialpaket“: Demnach sollen nicht alle Einnahmen, die der Staat momentan zusätzlich verbuchen kann, für die Integration der Flüchtlinge verwendet werden, vielmehr sollen auch Langzeitarbeitslose und Rentner etwas abbekommen. Diese Argumentation kennt man bereits von der Aufstockung der Mütterrente sowie der Rente mit 63 für besonders langjährig Versicherte: Beide Projekte wurden auch deshalb verabschiedet, weil die finanzielle Last angesichts hoher Rentenrücklagen überschaubar schien. Erst langsam dämmert es den Verantwortlichen, dass diese Kosten über Jahrzehnte finanziert werden müssen.

Leider haben die Koalitionäre mit der „solidarischen Lebensleistungsrente“ gleich das nächste ausgabenträchtige Projekt auf ihre Liste gesetzt. Die Aufstockung niedriger gesetzlicher Rentenanwartschaften wird aber nicht deswegen sinnvoll, weil das dafür notwendige Steuergeld vorhanden zu sein scheint: Selbst wenn eine lückenlose Erwerbsbiografie notwendig ist, um in den Genuss eines Zuschusses zu kommen, vermag die Gesetzliche Rentenversicherung nicht zu unterscheiden, ob eine geringe Rente aus niedrigen Vollzeitverdiensten oder freiwilliger Teilzeitbeschäftigung resultiert. Deshalb drohen teure Mitnahmeeffekte statt treffsichere Hilfen.

Angesichts der rekordverdächtigen Rentenerhöhung in diesem Jahr stellt sich ohnehin die Frage, ob der Mix aus gesetzlicher und geförderter privater oder betrieblicher Vorsorge tatsächlich so reformbedürftig ist, wie es manche behaupten. Denn beim Vorsorgeverhalten der Deutschen herrscht eher Forschungsbedarf als Gewissheit über die Notwendigkeit staatlichen Eingreifens. Sicher ist dagegen, dass kaufmännische Vorsicht bei der Führung der Staatsfinanzen nicht schadet.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Mitarbeiterin Öffentlicher Dienst am Desktop-Computer arbeitend.
Björn Kauder IW-Report Nr. 35 28. August 2024

Verbeamtung bei Bund, Ländern und Kommunen

In den vergangenen Jahren haben Bund, Länder und Kommunen ihren Personalbestand deutlich ausgeweitet. Dennoch wird vielerorts über einen Mangel an Personal geklagt, unter anderem weil zunehmende Regulierung zu Belastungen für das öffentliche Personal führt.

IW

Artikel lesen
Michael Hüther im Handelsblatt-Podcast Audio 9. August 2024

Konjunkturkrise: "Die Bundesregierung muss die Erwartungen drehen"

Die deutsche Wirtschaft ist im zweiten Quartal überraschend geschrumpft. Die Standortqualität sinkt, die Unternehmen halten sich bei den Investitionen zurück. Was kann die Regierung tun? Darüber sprechen IW-Direktor Michael Hüther und Bert Rürup in der neuen ...

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880