1. Home
  2. Presse
  3. In den Medien
  4. Konjunkturampel: Die deutsche Wirtschaft verharrt in der Stagnation
Michael Grömling in den VDI-Nachrichten Gastbeitrag 17. April 2024

Konjunkturampel: Die deutsche Wirtschaft verharrt in der Stagnation

Für die deutsche Industrie ist keine Trendwende in Sicht – anders als für die Dienstleistungsbranche, schreibt IW-Konjunkturexperte Michael Grömling für die VDI-Nachrichten.

Die deutsche Wirtschaft hängt seit geraumer Zeit fest. Voraussichtlich wird die gesamtwirtschaftliche Leistung in 2024 wohl nicht über das Niveau von 2019 hinauskommen. Nach einer langen Zeit von schlechten Wirtschaftsnachrichten im Gefolge der vielfältigen Schocks wächst die Sehnsucht nach Positivem. Mit Blick auf die Realitäten fällt das schwer. Auch die IW-Konjunkturampel lässt für die dort erfassten Indikatoren wenig grünes Licht erkennen. Einzig die industriellen Aufträge haben sich in den letzten Monaten – ausgehend von einem niedrigen Niveau – nicht weiter abgesenkt. Eine Trendwende, insbesondere bei dem für Deutschland wichtigen Außenhandel lässt sich daraus nicht ableiten.Die geoökonomischen Probleme – der Krieg in der Ukraine und die Unsicherheiten in Osteuropa, der Konflikt im Nahen Osten, die politischen Unsicherheiten im Fernen Osten sowie das insgesamt nicht von Kooperation beseelte Miteinander in der Weltgemeinschaft – deckeln das Tempo der Weltwirtschaft. Dazu kommt das gegenwärtige Fehlen der über lange Zeit gewohnt hohen Wirtschaftsimpulse aus China. Die höheren Zinsen und ihre Auswirkungen für die Finanzierung von Investitionen entfalten im Inland ihre dämpfenden Wirkungen.

Die geoökonomischen Probleme – der Krieg in der Ukraine und die Unsicherheiten in Osteuropa, der Konflikt im Nahen Osten, die politischen Unsicherheiten im Fernen Osten sowie das insgesamt nicht von Kooperation beseelte Miteinander in der Weltgemeinschaft – deckeln das Tempo der Weltwirtschaft. Dazu kommt das gegenwärtige Fehlen der über lange Zeit gewohnt hohen Wirtschaftsimpulse aus China. Die höheren Zinsen und ihre Auswirkungen für die Finanzierung von Investitionen entfalten im Inland ihre dämpfenden Wirkungen.

„Die Produktionserwartungen der Industrie und der Bauwirtschaft sind anhaltend trüb.”

Inhaltselement mit der ID 13386 Inhaltselement mit der ID 13387

In dieser Gemengelage senden auch die Ergebnisse der IW-Konjunkturumfrage vom Frühjahr 2024 keine Signale der Besserung. Die Geschäftserwartungen für das Jahr 2024 haben sich seit der Herbstbefragung 2023 sogar nochmals leicht verschlechtert. Für die Entwicklung ihrer eigenen Produktion erwarten nur 23 Prozent der Unternehmen eine Verbesserung im Vergleich zum Jahr 2023. Dagegen gehen 37 Prozent von einem Rückgang aus. Die Produktionserwartungen der Industrieunternehmen und der Bauwirtschaft sind anhaltend trüb. In der Industrie gehen nur 24 Prozent von einer höheren Produktion aus, der Anteil mit schlechteren Geschäftserwartungen liegt dagegen bei 39 Prozent. Im Baugewerbe erwarten sogar nur 15 Prozent, dass ihre Produktion zulegt. Dagegen sehen knapp 46 Prozent voraus, dass die bereits schlechte Vorjahresproduktion nicht erreicht wird. Unter den Dienstleistungsunternehmen ist erfreulicherweise das Lager der Optimisten und Pessimisten mit 29 Prozent wieder gleich hoch. Damit trägt der Dienstleistungssektor im laufenden Jahr wohl zu einer Stabilisierung der gesamtwirtschaftlichen Produktion bei.

Die Dienstleistungswirtschaft begünstigt deshalb auch das gesamtwirtschaftliche Investitionsgeschehen in Deutschland. Für das laufende Jahr geht nur ein Viertel der Unternehmen aller Branchen von höheren Investitionsausgaben als im Jahr 2023 aus. Der Anteil der Unternehmen mit einem niedrigeren Investitionsbudget beläuft sich jedoch auf knapp ein Drittel. Bei den Dienstleistern verhält es sich genau umgekehrt: Knapp ein Drittel geht von höheren und ein Viertel von niedrigeren Investitionen aus. Dagegen ist in der Bauwirtschaft und in der Industrie der Anteil der Unternehmen mit niedrigeren Investitionen deutlich höher als das Gewicht der Betriebe mit höheren Investitionsausgaben. In der Bauwirtschaft beabsichtigen derzeit nur 18 Prozent der befragten Firmen ein höheres Investitionsvolumen, 43 Prozent planen mit einer Kürzung. Der Nachfragerückschlag hält die Branche von einem weiteren Kapazitätsaufbau ab.

In der Industrie sorgen die unsichere Nachfrage aus dem In- und Ausland sowie die unsichere Kostenentwicklung für ein schlechtes Investitionsklima. Während 24 Prozent der Industriebetriebe von höheren Investitionen als 2023 ausgehen, planen gut 37 Prozent mit niedrigeren Investitionsbudgets. Damit wird die industrielle Basis hierzulande auch im laufenden Jahr nicht über Investitionen weiterentwickelt.

Mehr zum Thema

Artikel lesen
Computerprogrammierer arbeitet an neuem Softwareprogramm.
Stefanie Seele IW-Kurzbericht Nr. 39 24. Juni 2024

Trotz schwacher Konjunktur: Betriebe möchten teils mehr Personal einstellen

Jeder achte Betrieb plant, die Beschäftigung auszubauen, obwohl ein gleichbleibendes oder sogar sinkendes Produktionsniveau erwartet wird. Das offenbart die IW-Konjunkturumfrage im Frühjahr 2024.

IW

Artikel lesen
Michael Grömling / Stefanie Seele IW-Report Nr. 27 21. Mai 2024

Determinanten der Personalplanung in Deutschland

Der deutsche Arbeitsmarkt ist seit dem Jahr 2005 auf Wachstumskurs. Eine Ausnahme bildet die Corona-Delle zwischen 2020 und 2022. Schon im Jahr 2023 erreichte der deutsche Arbeitsmarkt die neue Rekordmarke von fast 46 Millionen Erwerbstätigen.

IW

Mehr zum Thema

Inhaltselement mit der ID 8880