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Ruth Maria Schüler in der Fuldaer Zeitung Gastbeitrag 20. April 2024

Wer im Alter arbeitet, ist zufriedener

IW-Expertin für soziale Sicherung und Verteilung, Ruth Maria Schüler, geht in einem Gastbeitrag für die Fuldaer Zeitung der Frage nach, warum der frühe Ausstieg aus dem Erwerbsleben kein Garant für das Lebensglück ist.

Endlich in Rente? Die Möglichkeit, frei über die eigene Zeit zu verfügen, ganz ohne berufliche Verpflichtung, Vorgaben von Vorgesetzten, Terminen mit Kolleginnen und Kollegen, mag für viele verlockend klingen. Dabei wird oft ausgeblendet, welche Funktionen Arbeit im gesellschaftlichen Miteinander erfüllt und welchen Mehrwert sie dem Einzelnen bietet.

Dies wiederum führt schnell zu der Vermutung, dass ein (früher) Ausstieg aus dem Erwerbsleben mit einer höheren Lebenszufriedenheit einhergeht. Tatsächlich zeigt sich, dass erwerbstätige Ältere im Schnitt eine höhere Lebenszufriedenheit haben als Personen im gleichen Alter, die nicht erwerbstätig sind. Dabei äußern Silver Worker, also Erwerbstätige, welche die gesetzliche Regelaltersgrenze bereits überschritten haben, die höchste Lebenszufriedenheit aller Personen zwischen 61 und 70 Jahren. Die geringste Lebenszufriedenheit zeigt sich für die Gruppe der Nichterwerbstätigen im Vorruhestandsalter.

Ob Erwerbstätigkeit zu einer höheren Lebenszufriedenheit führt oder ob sich zufriedenere Menschen häufiger dazu entscheiden, im Alter zu arbeiten, lässt sich mit einem deskriptiven Vergleich von älteren Personen mit und ohne Beschäftigung nicht beantworten.

Zeigen lässt sich dahingegen, dass Personen, die ihre Arbeit als körperlich oder mental belastend empfinden, früher aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Das deutsche System bietet diesen Menschen über die Erwerbsminderungsrente, den vorzeitigen (abschlagsfreien) Renteneintritt oder auch über eine Phase der Arbeitslosigkeit frühzeitige Wege in den Ruhestand. Allerdings sind diese Auswege kein Garant für eine hohe Lebenszufriedenheit.

Bekannt ist überdies, dass Personen, die über die Regelaltersgrenze hinaus arbeiten, bislang eine sehr selektive Gruppe darstellen. Sie haben einen hohen Bildungsabschluss, üben häufiger eine Fachoder Führungsposition aus und verfügen über ein relativ hohes Haushaltseinkommen.

Diese Silver Worker nennen als Gründe für die Arbeit im Alter zuallererst Spaß. Daneben erfüllt Arbeit wichtige Funktionen im menschlichen Miteinander. Sie kann Struktur und Sinn geben und den Austausch mit anderen Menschen fördern. Zudem setzt Arbeit körperliche und mentale Gesundheit nicht nur voraus, sondern kann diese auch erhalten. Neben der Tatsache, dass längeres Arbeiten einen Pfad zu mehr finanzieller Nachhaltigkeit in der gesetzlichen Rentenversicherung darstellt, kann Arbeit im Alter also auch für den Einzelnen einen Mehrwert bieten.

Zuletzt sei zu betonen, dass neben der Lebenszufriedenheit der erwerbstätigen Älteren auch deren Anteil in der Bevölkerung in den vergangenen 25 Jahren gestiegen ist. Aufgabe von Politik und Gesellschaft sollte es sein, diesen Trend fortzusetzen. Dies erfordert Antworten auf die Frage, wie Arbeit gestaltet werden kann, so dass auch im Alter eine Passung zwischen den Anforderungen von Arbeit und dem Leistbaren des Einzelnen hergestellt werden kann. Wege, um dies zu ermöglichen wären eine Lebensverlaufsperspektive bei der Gestaltung von Arbeit, Flexibilität und Gestaltungsspielräume, das Ermöglichen von Vereinbarkeit über die Sorgearbeit hinaus und ein steter Blick auf den Menschen.

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