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Adriana Neligan / Jennifer Potthoff / Jan Wendt IW-Kurzbericht Nr. 44 15. Juli 2024 Grillen mit Fleischklassikern, Bio- oder veganen Alternativen - Was kostet es?

Fleisch und Würstchen kommen nach wie vor oft auf den Rost, obgleich der Appetit nach veganen Alternativen wächst. Wer sich für einen Grillteller in Bio-Qualität entscheidet, muss tiefer in die Tasche greifen als für einen mit konventionell hergestellten Produkten oder mit veganen Ersatzprodukten.

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Grillen mit Fleischklassikern, Bio- oder veganen Alternativen - Was kostet es?
Adriana Neligan / Jennifer Potthoff / Jan Wendt IW-Kurzbericht Nr. 44 15. Juli 2024

Grillen mit Fleischklassikern, Bio- oder veganen Alternativen - Was kostet es?

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Fleisch und Würstchen kommen nach wie vor oft auf den Rost, obgleich der Appetit nach veganen Alternativen wächst. Wer sich für einen Grillteller in Bio-Qualität entscheidet, muss tiefer in die Tasche greifen als für einen mit konventionell hergestellten Produkten oder mit veganen Ersatzprodukten.

Grillsaison = (noch) Fleischsaison?

Im Sommer gehört Grillen zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung in Deutschland und wird oft mit dem Verzehr von Fleischprodukten assoziiert. In den letzten Jahren haben sich die Essgewohnheiten jedoch etwas verändert. Der zunehmende Fokus auf Gesundheit, Umweltbewusstsein und Tierschutz hat dazu geführt, dass immer mehr Verbraucher eine fleischfreie beziehungsweise fleischarme Ernährung erwägen. Der Fleischkonsum ist in Deutschland rückläufig. Jeder Bundesbürger verspeiste 2023 im Schnitt knapp 52 kg Fleisch – das sind 9 kg weniger als noch vor fünf Jahren (BLE, 2024).

Nischenmärkte: Ersatzprodukte und Bio

In Deutschland ernähren sich 6 bis 9 Prozent der Bevölkerung vegetarisch und 2 bis 3 Prozent vegan (BMEL, 2023; forsa, 2023). Laut Umfrage des BMUV/UBA (2023) sind es 58 Prozent, die selten bis gelegentlich Fleisch zu den Hauptmahlzeiten essen. Immer häufiger reduzieren Menschen ihren Fleischkonsum (Flexitarier) und konsumieren zum Teil Fleischersatzprodukte (Neligan/Eyerund, 2019). Ersatzprodukte sind weiterhin ein Nischenmarkt, der allerdings wächst. Zwischen 2019 und 2023 hat sich die Produktion laut Statistischem Bundesamt (2024) mehr als verdoppelt.

Die Mehrheit der Bevölkerung grillt einer aktuellen Umfrage zufolge weiterhin Fleisch (81 Prozent) und Würstchen (65 Prozent) – innerhalb der Fleischsorten am liebsten Schwein (60 Prozent), Rind (49 Prozent) und Hähnchen (48 Prozent). Für rund jeden dritten Deutschen gehört Gemüse (35 Prozent) zum Lieblingsgrillgut. Nur 4 Prozent legen am liebsten Fleischersatzprodukte auf den Grill (FML, 2024).

Eine Alternative ist, beim Grillen auf Lebensmittel in Bio-Qualität zurückzugreifen. Allerdings zeigt eine aktuelle Umfrage, dass dies beim Kauf von Grillfleisch nur bei jedem Vierten wichtig ist. Wichtiger sind: Regionalität (53 Prozent), Tierwohlstandards (34 Prozent) und ein günstiger Preis (32 Prozent) (FML, 2024). Zwischen 2019 und 2023 ist der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln kontinuierlich mit Ausnahme des Jahres 2022 um 47 Prozent gestiegen. 2023 gaben Haushalte in Deutschland 16 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel aus. Mit einem Marktanteil von nur 6 Prozent handelt es sich bei Bio-Lebensmitteln trotzdem nur um einen Nischenmarkt (BÖLW, 2024).

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Veganer Grillteller günstiger als Bio

Wie viel teurer ist es, wenn man sich bei einer Grillmahlzeit anstelle für konventionell produzierte Lebensmittel für Produkte in Bio-Qualität oder in einer veganen Variante entscheidet? Die Abbildung zeigt die Kosten eines typischen Grillwarenkorbs für vier Personen in drei verschiedenen Varianten: konventionell hergestellte Grillzutaten mit Fleisch- und Milchprodukten, Grillgemüse, Salat, Beilagen und Saucen sowie der Aufpreis für diese Waren in Bio-Qualität. Ergänzend wird auch ein veganer Grillwarenkorb dargestellt. Die Auswahl der Warenkörbe erfolgt auf Basis üblicher Rezepturen und einer aktuellen Umfrage zu den Grillgewohnheiten in Deutschland (FML, 2024). Die Berechnungen zu den Preisen basieren auf Preisdaten des Lebensmitteleinzelhändlers REWE vom 20. Juni 2024. Um eine hohe Vergleichbarkeit zu erreichen, wurden jeweils Eigenmarkenprodukte beziehungsweise Markenprodukte miteinander verglichen. Ausnahmen sind aufgrund der flächendeckenden Verfügbarkeit nur die veganen Ersatzprodukte, die als Markenprodukte mit REWE-Eigenmarkenprodukten verglichen wurden. Der Bio-Grillwarenkorb ist mit durchschnittlich über 48 Euro 80 Prozent teurer als der Grillwarenkorb mit konventionell produzierten Lebensmitteln (26,86 Euro). In erster Linie beeinflusst das Bio-Fleisch den Gesamtpreis, insbesondere bei den Bratwürstchen (+5,32 Euro) und beim Rindersteak (+5,98 Euro). Doch auch die Kosten für die Grillbeilagen, vor allem Gemüse wie Paprika (+2,28 Euro), aber auch Tomaten (+2,03 Euro) und Salat (+1,37 Euro) sind in Bio-Qualität deutlich höher.

Mit durchschnittlich knapp 33 Euro ist ein veganer Grillwarenkorb (konventionelle Herstellung) aufgrund der teuren Ersatzprodukte zwar etwas teurer (+22 Prozent) als ein fleischhaltiger Konventioneller, aber deutlich günstiger als einer mit ausschließlich Bio-Produkten. Pro Person zahlt man für die Bio-Variante mehr als 12 Euro, für die konventionelle etwa 6,70 Euro und für die vegane Variante circa 8,20 Euro.

Erschwinglicher durch größeres Angebot?

Bio-Konsum ist noch kein Massenphänomen und hat seinen Preis. Nur 3 Prozent der deutschen Bevölkerung kauft laut Umfrage immer Bio-Lebensmittel und gut 40 Prozent (sehr) oft. Dies hängt vom Pro-Kopf-Einkommen und Bildungsniveau ab (BMUV/UBA, 2023). Die Motive für oder gegen den Kauf liegen nicht nur im höheren Preis, sondern auch an Ansichten und Lebenseinstellungen (Enste/Potthoff, 2021; Neligan/Mertens, 2023). Insbesondere die höheren Kosten für Bio-Produkte stellen eine Hürde dar, um diese Lebensmittel für eine breitere Bevölkerungsschicht attraktiv zu machen. Eine artgerechte Tierhaltung, höhere Standards in der Fütterung, umweltschonende Anbaumethoden und Betriebskontrollen sorgen für Mehrkosten, die sich in den Verbraucherpreisen widerspiegeln (UBA, 2023). Gleichzeitig bewirken regional ausgerichtete Wertschöpfungsketten und eine ressourcenschützende Kreislaufwirtschaft kürzere Transportwege, stabilere Preise und schonen das Klima (Neligan/Mertens, 2023). Der Preisabstand zwischen Produkten aus konventionellem und biologischem Anbau hat sich bereits aufgrund der geringeren Inflationsrate von Bio-Lebensmittel (+5 Prozent) im Vergleich zur Preisentwicklung aller Lebensmittel (+9 Prozent) in 2023 zumindest teilweise reduziert (BÖLW, 2024).

Damit die derzeitigen Nischenmärkte für Bio-Lebensmittel weiterwachsen, gilt es das Angebot zu erweitern. Denn mit einer Ausweitung können Skaleneffekte zur Senkung der höheren Produktionskosten besser ausgenutzt werden. Die Bundesregierung plant, 30 Prozent der deutschen Agrarfläche bis 2030 auf Öko umzustellen. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass deutlich mehr Landwirtschaftsbetriebe auf Bio setzen. Diese Flächen wachsen, machen aber bislang nur 12 Prozent aus (BÖLW, 2024). Zur Zielerreichung ist es notwendig, dass deutlich mehr Betriebe auf Bio setzen oder umstellen und darin ein attraktives Geschäftsmodell sehen. Dazu braucht es wiederum einen Zuwachs in der Nachfrage von Bio-Lebensmitteln. Neben Preissenkungen könnte eine deutlichere Kommunikation der Vorteile von Bio-Produkten die Verbraucher darin bestärken, eine nachhaltige Kaufentscheidung zu treffen.

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