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Franziska Arndt / Jurek Tiedemann / Dirk Werner Gutachten 30. August 2024 KOFA Kompakt 7/2024: Die Fachkräftesituation in Gesundheits- und Sozialberufen

Die Fachkräftelücke in Gesundheits- und Sozialberufen hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Auch wenn sich die Zahl an offenen Stellen und qualifizierten Arbeitslosen zuletzt konjunkturbedingt etwas angenähert hat, fehlen bundesweit knapp 133.000 Arbeitskräfte in diesem Bereich.

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Die Fachkräftesituation in Gesundheits- und Sozialberufen
Franziska Arndt / Jurek Tiedemann / Dirk Werner Gutachten 30. August 2024

KOFA Kompakt 7/2024: Die Fachkräftesituation in Gesundheits- und Sozialberufen

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Die Fachkräftelücke in Gesundheits- und Sozialberufen hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdreifacht. Auch wenn sich die Zahl an offenen Stellen und qualifizierten Arbeitslosen zuletzt konjunkturbedingt etwas angenähert hat, fehlen bundesweit knapp 133.000 Arbeitskräfte in diesem Bereich.

Die Fachkräftelücke in Gesundheits- und Sozialberufen macht somit ein Viertel der gesamtwirtschaftlichen Fachkräftelücke in Deutschland aus.

Sechs von zehn offenen Stellen können nicht besetzt werden

Für gut sechs von zehn offenen Stellen in Gesundheits- und Sozialberufen fehlen passend qualifizierte Arbeitslose. Insgesamt ist etwa die Hälfte aller Gesundheits- und Sozialberufe von Fachkräfteengpässe betroffen. Besonders angespannt ist die Stellenbesetzung allerdings für Spezialistinnen und Spezialisten mit Bachelor- oder Fortbildungsabschluss. Der größte Engpass besteht unter Spezialistinnen und Spezialisten der Kinderbetreuung und -erziehung. Hier fehlen 20.875 Arbeitskräfte mit entsprechender Qualifikation. Zudem fehlen viele Fachkräfte mit abgeschlossener Ausbildung in Pflegeberufen.

Fachkräftelücke in Gesundheits- und Sozialberufen wirkt sich auf den ganzen Arbeitsmarkt aus

Da Gesundheits- und Sozialberufe versorgungsrelevante Bereiche betreffen, hat der Fachkräftemangel einen doppelten Effekt auf den Arbeitsmarkt. Das Fehlen von Fachkräften in diesen Berufen verschärft nicht nur die Personalsituation im Bereich Gesundheit und Soziales, sondern schränkt auch die Erwerbsbeteiligung von Personen ein, die die Kinderbetreuung und Pflege ihrer Angehörigen stärker selbst übernehmen müssen und daher weniger arbeiten können. Durch den demografischen Wandel hin zu einer älteren Bevölkerung wird die Zahl an pflegebedürftigen Personen weiter steigen und somit der Bedarf an Fachkräften in Gesundheits- und Sozialberufen noch zunehmen.

Potenziale nutzen und aktive Fachkräftesicherung stärken

Die Nachwuchsqualifizierung bildet das Fundament einer nachhaltigen Fachkräftesicherung. Obwohl sich ein positiver Trend am Ausbildungsmarkt im Bereich Gesundheit und Soziales feststellen lässt, ist es angesichts des steigenden Bedarfs an Fachkräften notwendig, weitere Anreize für die Ausbildungsberufe zu setzen. Aufgrund des demografischen Wandels reicht es zahlenmäßig jedoch nicht, jüngere Menschen für eine Ausbildung zu begeistern. Es müssen darüber hinaus Potenziale aktiviert werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Der Großteil der 5 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Gesundheits- und Sozialberufen verfügt über eine passende Berufsqualifikation. 14,9 Prozent von ihnen sind jedoch als An- und Ungelernte tätig. Während es einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften gibt, besteht unter Helferinnen und Helfern kein Engpass. Wenn Helferinnen und Helfer nachqualifiziert und Quereinsteigende geworben werden, können zahlreiche zusätzliche Fachkräfte gewonnen werden. Auch die gezielte Rekrutierung ausländischer Fachkräfte ist eine wichtige Stellschraube zur Fachkräftesicherung in Gesundheits- und Sozialberufen.

Darüber hinaus ist es wichtig, Gesundheits- und Sozialberufe attraktiver zu gestalten. Auch wenn viele Berufe in diesem Bereich sehr reguliert und standardisiert sind, sollten Einrichtungen vorhandene Gestaltungsspielräume genutzt, Mitarbeitende einzubinden und insbesondere bei Schichtarbeit die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben stärker in den Blick zu nehmen. Zusätzlich sollte zur Entlastung der Belegschaft die Bürokratie reduziert und die Nutzung technologischer Unterstützungen verstärkt werden.

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