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Galina Kolev-Schaefer / Samina Sultan IW-Report Nr. 36 13. September 2024 USA: Wie wichtig ist die Wirtschaftspartnerschaft für uns?

Trotz des andauernd protektionistischen Kurses der US-Handelspolitik in den letzten Jahren und des Aufstiegs Chinas zur globalen Wirtschaftsmacht bleiben die deutsche und die US-amerikanische Wirtschaft eng miteinander verflochten.

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Wie wichtig ist die Wirtschaftspartnerschaft für uns?
Galina Kolev-Schaefer / Samina Sultan IW-Report Nr. 36 13. September 2024

USA: Wie wichtig ist die Wirtschaftspartnerschaft für uns?

Institut der deutschen Wirtschaft (IW) Institut der deutschen Wirtschaft (IW)

Trotz des andauernd protektionistischen Kurses der US-Handelspolitik in den letzten Jahren und des Aufstiegs Chinas zur globalen Wirtschaftsmacht bleiben die deutsche und die US-amerikanische Wirtschaft eng miteinander verflochten.

Dies gilt umso mehr, als die Vernetzung und die Rolle der Auslandsniederlassungen beim Austausch von Waren, Know-how und Dienstleistungen als Grundbausteine der zukünftigen Globalisierung an Bedeutung gewinnen. Selbst die dominante Position Chinas im globalen Warenhandel hat in den letzten Jahren teilweise etwas nachgelassen, getrieben von Decoupling-Tendenzen und der Bestrebung von einzelnen Unternehmen und ganzen Branchen, ihre internationalen Lieferketten zu diversifizieren und einseitige Abhängigkeiten abzubauen. Von dieser Entwicklung profitieren auch die transatlantischen Beziehungen. So waren die USA selbst beim Warenhandel (Summe aus Im- und Exporten) in der ersten Jahreshälfte 2024 der wichtigste Handelspartner Deutschlands – zum ersten Mal seit dem Jahr 2015. Während China trotz sinkender Importzahlen nach wie vor der wichtigste Lieferant von Importwaren bleibt, sind die USA mit großem Abstand der wichtigste Abnehmer von Exportprodukten Made in Germany. Um mehr als zwei Drittel sind die deutschen US-Exporte höher als die nach China. Die herausragende Bedeutung der USA als Exportzielland variiert von Branche zu Branche: Der US-Anteil an den deutschen Warenexporten ist zweistellig für die Automobilindustrie, den Maschinenbau und auch für die Pharmaindustrie, die fast ein Viertel der eigenen Exporte in den USA absetzt. Doch auch Exportprodukte wie Datenverarbeitungsgeräte, elektronische und optische Erzeugnisse sowie elektrische Ausrüstungen werden zu fast einem Zehntel Richtung USA verschifft. Ein Blick innerhalb Deutschlands bestätigt die enorme Bedeutung der USA für die meisten Bundesländer. In sechs Bundesländern liegt der US-Anteil an den Warenexporten über 10 Prozent, nur in Sachsen-Anhalt ist er unter 5 Prozent.

In anderen wichtigen Aspekten der Wirtschaftspartnerschaft zeigt sich der Vorsprung der USA im Vergleich zu anderen Ländern noch deutlicher. So exportiert Deutschland dreieinhalbmal mehr Dienstleistungen in die USA als nach China. Die Dienstleistungsimporte Deutschlands aus den USA sind sogar fünfmal höher als jene aus China.

Darüber hinaus sind die Investitionsbeziehungen zwischen Deutschland und den USA deutlich enger – und auch weniger einseitig – als zwischen Deutschland und China. Im Jahr 2022 entfielen etwa 27,5 Prozent aller deutschen Direktinvestitionsbestände auf die USA, verglichen mit 7,9 Prozent für China. Die Branchenverteilung ist dabei relativ breit für die deutschen Direktinvestitionen in den USA, während sich jene in China vor allem auf die Autoindustrie und die Herstellung von elektrischen Ausrüstungen konzentrieren. Zudem stammten 10,7 Prozent aller Direktinvestitionen in Deutschland aus den USA, wohingegen nur 0,7 Prozent aus China kamen.

Diese und andere Zahlen bestätigen die hervorragenden Voraussetzungen für eine enge transatlantische Zusammenarbeit auch nach der US-Präsidentschaftswahl im November. Ein gemeinsamer transatlantischer Ansatz zur Gestaltung der globalen Wirtschaftsordnung ist unverzichtbar, einschließlich der Bewältigung klimapolitischer Herausforderungen, gemeinsamer Initiativen im Umgang mit globalen Überkapazitäten, der Technologiekooperation und der Zukunft der World Trade Organization (WTO). Zwar dürfte die Kooperationsbereitschaft der USA entscheidend vom Wahlausgang abhängen. Doch die Europäische Union (EU) muss in allen Fällen selbstbewusst auftreten, eine Palette von gut ausgewählten Antworten auf drohende neue Konflikte bereithalten und auch Spielräume für Verhandlungslösungen definieren, um die Zukunft der transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen zu sichern.

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